Eigentlich wollte ich das von den lieben Schwiegereltern dargebotene Geburtstagsgeld in Warhammer 40k: Space Marine investieren, aber da ich dank Deus Ex genug Geballer habe und das Spiel wohl wieder “nur” ein typischer 8-Stunden-Shooter sein soll, wäre meine nächste Wahl auf Tropico 4 für die 360 gefallen. Kommt aber erst am 18. September raus. Tja, was tun?

Beim Stöbern im Spieleladen meines Vertrauens bin ich dann über zwei leckere Kleinode für meine Wii gestolpert. Zuerst wäre da Tatsunoku vs. Capcom: Ultimate All-Stars, ein (weiteres) Capcom-verhaut-wen-anders-Prügelspiel. Diesmal mit im Ring: Tatsunoku Productions, eines der dienstältesten Animé-Studios. Im Westen dürften wohl nur die ganz harten Otakus von Science Team Gatchaman, Tekkaman oder den anderen Tatsunoku-Charakteren gehört haben, aber spielerisch ist TvC eine echte Granate geworden. Selbst für mich als Halbkreis- und Dragon-Punch-Muffel gehen die ganzen Specials angenehm leicht von der Hand, die Kombo-Counter gehen regelmäßig in die hohen zweistelligen Bereiche, und das Spiel bietet mit über 30 spielbaren Charakteren einen bunten, abwechslungsreichen Cast. Kratzt sogar in Sachen Fun-Faktor hart am Thron eines Marvel vs. Capcom. Und es sieht grade für Wii-Verhältnisse unverschämt gut aus. Fette Effekt-Orgien beim Einsatz der Hyper-Combos, butterweiche Animationen und herrliche Charaktermodelle. Und der Vital Suit aus Lost Planet 2 als spielbarer Charakter ist für mich als Lost-Planet- und Mech-Fan sowieso die Krönung. Tolles Teil.

Aber wirklich überrascht bin ich von de Blob 2. Lag da für knappe 19 Euro rum und ich dachte mir “Hey, Sondermann hat das mal lobend erwähnt, nehm ich das gleich mal mit”. De Blob 2 erinnert mich von der Struktur her total an die mittlerweile fast ausgestorbene Playstation-Action-Adventure-Schule (man denke ein bißchen in die Richtung Soul Reaver oder Akuji). Ein wenig Gehüpfe, ein wenig Geknobel, ein wenig Gegner einstampfen. Was mir aber total die Socken auszieht, ist die geniale audiovisuelle Verpackung - betritt man einen Level, ist alles trist und grau, die Musik besteht eigentlich nur aus lustlosem Getute, aber sobald Blob (ein superknuddeliger lebender Farbbeutel mit Hasenöhrchen und einem ansteckenden Grinsen) anfängt, Häuser, Bäume und Leute anzumalen - indem er sich dagegen bzw. drauf wirft - bekommt die Kulisse einen quietschbunten Überzug und die Musik nimmt Schwung auf. Anfänfglich läuft das alles noch schön ruhig und besinnlich ab, aber schon im zweiten Level des Spiels mußte ich mein gemütliches Anmal-Arbeitstempo drastisch erhöhen und sehr fokussiert vorgehen, denn ein unerbittliches Zeitlimit tickt im Hintergrund. Und wenn man nicht zügig vorankommt und jeden zeitverlängernden Wecker mitnimmt, darf man gerne auch mal wieder einen ganzen Abschnitt nochmal machen. Komisch gelöst, aber sobald man den Dreh raushat, macht das Spiel einen Heidenspaß.

Besonders interessant ist die zugrundeliegende Aussage. Die Fieslinge in de Blob hassen Farben und Individualität. Deshalb wird die ganze Welt entfärbt, die Leute werden gleichgeschaltet und es ist an Blob und ein paar anderen Farbrevoluzzern, Kamerad Black und seinen Spießgesellen das Handwerk zu legen. Das hat schon was beinahe Philosophisches und das hätte ich von einem knuddeligen Jump’n'Run eigentlich nicht erwartet. Schön. Der Knautsch- und Knuddelfaktor ist zwar extrem hoch, aber ich finds super-süß. Es muß nicht immer Gears Of War sein :)