Diesen Post hab ich ursprünglich im Gamers-Global-Forum gepostet, aber um ihn noch ein paar weiteren Augen vorzusetzen, parke ich ihn auch mal hier.

ch bin ja eigentlich ein toleranter und dem Neuen gegenüber offener Spieler, aber was sich Konami, Namco (und in einem kleineren Ausmaß) Capcom und Square-Enix derzeit leisten, will mir nicht ganz in den Kopf.

Es geht darum, bekannte und beliebte Spieleserien an westliche Entwickler auszulagern, um diese Serien dann “westlicher” zu gestalten. Bis jetzt (soweit ich das miterlebt habe) nur mit sehr, sehr mäßigem Erfolg.

Fallbeispiel 1: Silent Hill. Die ersten drei Teile sind ohne Frage Klassiker des Survival Horrors, mit grandiosen Storys, verstörender Atmosphäre und genau der richtigen Dosierung Erkundung, Kampf und Rätselei. Der vierte Teil (The Room) ging dann nicht wirklich auf, aber deswegen das Team auflösen und einen westlichen Entwickler ranlassen? Silent Hill Homecoming hat für meinen Geschmack viel zu sehr auf übertrieben offensichtliche Gewalt gesetzt (von den eklatanten SAW-Folterporn-Referenzen ganz zu schweigen) und ich mache mir echt Sorgen bezüglich Downpour.

Und über “Castlevania: Lords Of Shadows” hüllen wir mal besser den Mantel des Schweigens. Da war ja wirklich ALLES drin. Prince Of Persia in den Kletter- und Hüpfeinlagen, God of War im generellen Kampfsystem, Shadow Of The Colossus für Arme wegen den Titanen - aber wo bitte war das “Castlevania”? Nur weil da ein Belmont rumgelatscht ist, ist das für mich noch kein Castlevania, und das Gesamt”kunstwerk” fühlte sich total seelenlos an - noch nicht mal die Subweapons hatten einen CV-Bezug (mal vom Wurfdolch abgesehen). WHY!?! Warum kein hochauflösende Sprites benutzendes 2D-Castlevania? So ein herrliches Gothic-Schloss in 1080p? Meinetwegen auch komplett mit Polygonviechern, aber dann doch eben nahe an den Serien-Wurzeln. Symphony Of The Night ist nicht umsonst eines der meistgeliebten Spiele der Serie, warum nicht etwas ähnliches mit heutiger Technik? Das könnte SOOOOOOO geil werden.

Dann hätten wir da als nächstes gleich Namco. Erst Ace Combat: Assault Horizon. Call Of Duty mit Flügeln? Ich fand gerade diese “Alternate-Earth”-Settings mit ihren Riesenfliegern, Monsterkanonen, Canyon-Assaults und dem ganzen Drumherum so einzigartig. Und jetzt? 08/15-Militärporno? Noch mehr FEUER! EXPLOSIONEN!! ZERBRÖSELNDE FLUGZEUGE!!!

Oder Ridge Racer Unbounded. Warum muß man aus einer Serie, die sich bisher auf extreme Drift-Physik und wunderschöne Rennstrecken beschränkt hat, auf Teufel komm raus einen Crash-Racer im Stile eines Burnout machen? Muß das denn unbedingt unter dem Ridge Racer-Banner verkauft werden? Ridge Racer 7 zum Beispiel zeigt doch, wie man die Formel dezent auffrischen kann, ohne den Charakter des Spiels total zu ruinieren.

Dann hätten wir da noch Capcom und Devil May Cry bzw. Resident Evil. Fein, Resi 4 und 5 sind coole Actionspiele und haben mit den Wurzeln der Serie nicht mehr viel gemein, aber jetzt einen reinrassigen Ego-Shooter draus zu machen? Keine Ahnung, ob das gutgehen kann. Und was war bitte falsch mit Devil May Cry 4, von den nervigen “Brettspiel-Einlagen” mal abgesehen? Der Schwierigkeitsgrad hat gepasst, Nero und Dante haben sich ähnlich, aber trotzdem differenziert genug gespielt, als daß keine Langeweile aufkam, die Technik hat gepaßt - warum jetzt ein Prequel, und dann auch noch von einem nicht ganz unkontroversen Entwickler (Ninja Theory)?

Und das Übelste hab ich mir bis zum Schluß aufgehoben: Front Mission Evolved. Ich LIEBE Mech-Spiele, egal ob jetzt strategisch, taktisch oder actionreich. Aber hier ging wirklich ALLES in die Hose. Front Mission war zwar schon immer eine ziemlich turbulente Serie, aber seit FM3 auf der seligen Playstation hat wohl wirklich jeder diese Serie mit taktisch tiefgründigen Strategie-RPGs verbunden. Daß Square-Enix jetzt einen Mech-Shooter draus bauen wollten, ist ja nix verwerfliches, aber das Spiel war einfach grottenschlecht. Klaustrophobisch enge Level, unglaublich nervige Spitzen im Schwierigkeitsgrad, und die wohl schlechtesten On-Foot-Sequenzen in einem Mechspiel EVER. Dagegen war MechAssault 2 eine spielerische Offenbarung, verdammt noch mal.

Haben die großen Publisher keinen Respekt mehr vor den Marken, die ihnen viele loyale Fans (und reichlich Geld) eingebracht haben? Warum wird all das weggeworfen, was diese Spieleserien so einzigartig gemacht hat, nur um noch ein paar tausend Mainstream-Spieler zum Kauf zu bewegen? Durch das extreme “auf den westlichen Geschmack bürsten” verlieren diese klassischen Serien doch das Spezielle, was ihren Reiz doch erst ausgemacht hat. Wer den Trends hinterherrennt und nach Schema F kocht, kriegt NIE irgendwas Herausragendes hin - und alle obengenannten Spiele versuchen so verkrampft beinhart zu gefallen, daß sie das, was sie jeweils ausgemacht hat, einfach verlieren und nur noch mittelmäßige Stangenware werden. Und das haben weder die Belmonts noch Reiko Nagase, die Redfields und Kennedys verdient.