Heute: God Mode

Oder: Große Klappe, kaum was dahinter

Von ganz, ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die aktuellen Shooter (First- oder Third-Person, egal) nicht mehr mein Bier. Ich hab die Schnauze voll von Militärgedöns, Terroristen und den immer gleichen ach so tollen bombastischen “Mittendrin- und nix zu tun”-Momenten. Wenn selbst Sci-Fi-Szenarien wie Killzone bis auf wenige Momente sich eher wie Call Of Duty spielen, ist irgendwo ganz fürchterlich der Wurm drin. Als dann vor ein paar Monaten “God Mode” angekündigt wurde, ein angeblicher “Oldschool-Shooter” mit ach so verrückten Ideen, hatte ich ja sowas wie zaghafte Hoffnung. Allerdings ist das fertige Spiel dann doch eher eine halbgare Angelegenheit.

Zuerst mal die Prämisse. Man spielt einen Nachkommen einer nicht näher benannten Götter-Blutlinie, die irgendwie mit dem griechischen Pantheon zu tun hat (es werden nämlich Zeus und Hades im Spiel erwähnt). Besagte Blutlinie wurde aus dem Olymp gekickt (Kratos? Bist du das?) und die Nachkommen waren einfache Sterbliche. Durch einen dummen Zufall segnet besagter Nachkomme das Zeitliche und landet dann aber nicht auf Wolke Sieben, sondern im Hades und man bekommt die Option, sich entweder für alle Ewigkeit quälen zu lassen oder einen Versuch zu starten, sich durch die Unterwelt zu ballern um eventuell seine Göttlichkeit zurückzubekommen, den sogenannten “God Mode”.

So weit, so gut. Aber anstelle einer klassischen Shooter-Kampagne a lá DooM oder Unreal (ohne Tournament) erwarten dem angehenden Halbgott mehrere in sich geschlossene Levels, die im bekannten “Horde”-Modus abgefrühstückt werden wollen. Man wird also in eine Arena geworfen, mäht sich durch Skelette, Minotauren, Zyklopen und anderes Kroppzeuch bis das Spiel meint, daß man genug Viecher gekillt hat, dann gehts gleich in die nächste Arena und das Ganze läuft dann erneut ab. Damit’s auch nicht langweilig wird, schmeißt das Spiel die sogenannten “Tests of Faith” in die Waagschale, zufällig ausgewürfelte Modifikatoren, die etwas Würze in den Baller-Alltag bringen sollen. Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto mehr fallen die “Tests” zu Ungunsten des Spielers aus. Bekommt man auf dem untersten Schwierigkeitsgrad (Bronze) öfters sogar noch Boni wie zeitweilige Unverwundbarkeit, Extraleben oder unendlich Muni, kann es den höheren Schwierigkeitsgraden auch zu so Nettigkeiten wie Muni-Entzug, Lebensverlusten oder anderen Fieslichkeiten kommen. Hat man dann eine Karte abgehakt, was üblicherweise eine halbe Stunde dauert, kommt man in den “Gold Room”, in dem man dann noch schnell Zeus’ Schatzkammer leerplündert, um sich mit dem geklauten Gold für das nächste Match mit besseren Waffen oder Spezialfähigkeiten aufzurüsten. Und Erfahrungspunkte gibt’s auch noch.

Und hier fällt das Spiel dann komplett von seinem “Oldschool”-Ambitions-Sockel. Der gesamte Wiederspielwert von God Mode beruht darauf, über Erfahrungspunkte neue Waffen freizuschalten, die man dann mit Gold kaufen und aufrüsten kann. Liegen die Knarren bei Unreal Tournament oder Quake noch im Level rum, muß man sich sein Arsenal bei God Mode mühselig zusammenkaufen. Und dann darf man auch nur zwei Knarren mit sich führen. Hä? Wo ist das “Oldschool”?

Für einen auf “Oldschool” getrimmten Shooter bewegen sich die Charaktere bei God Mode viel zu schwerfällig. Selbst Serious Sam ist flinker zu Fuß als die Kadaver in God Mode. Und akrobatische Hüpfereien wie in Unreal Tournament kann man gleich mal vergessen. Eine müde Hechtrolle ist bei God Mode das höchste der Gefühle, und wenn die nicht perfekt getimed ist, wird man Monsterfutter.

Und selbst der Schwierigkeits-Anspruch geht rapide den Bach herunter. Sobald man genug Kohle für z.B. die Plasmapistole oder das Sturmgewehr zusammen hat, sind selbst Solo-Läufe kein Problem mehr. Ach ja, das Waffenarsenal. Wenn ich an “Oldschool”-Shooter denke, fallen mir sofort bekloppte oder coole Waffen ein. Die Bio Rifle aus UT. Die Flak-Kanone aus UT. Die Nailgun aus Quake oder die BFG aus Doom. Und was gibt’s bei God Mode? Eine MP, eine kleine Shotgun, eine große Shotgun, eine Gatling-Kanone, ein Sturmgewehr… und ganz wenige Ausreißer. Die Plasma-Pistole ist ganz cool, mit ordentlich Flächenschaden. Die Armbrust ist leider nur ein verkapptes Scharfschützengewehr, und mit dem Granatwerfer wagt man sich auch nicht wirklich auf Innovations-Glatteis.

Und das sind nur die inhaltlichen Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Klar, die Präsentation mit einem vorlauten Ansager, der genüßlich die Umstände des eigenen Todes erzählt und auch sonst ‘ne flotte Lippe riskiert, ist ganz nett. Das Unterwelt-Setting hat einen dezenten “Army Of Darkness”-Trashfaktor, aber sonst? Der für die 360/PS3-Ära mittlerweile zum Alltag gewordene XP-Grind, verpackt in ein technisch nicht sonderlich sattelfestes Gerüst.

Eigentlich sind solche Spiele ja für Coop geradezu prädestiniert, aber der Netcode von God Mode ist leider ein schlechter Witz. Matchmaking dauert ewig, und dann gibt es genug Verbindungsabbrüche, unsynchronisierte Spieler und Totalabstürze, um jegliche Lust am gemeinschaftlichen Monsterkillen im Keim zu ersticken. Selbst ohne diese Totalausfälle ist der NEtcode extrem instabil, sobald man mit jemandem aus England spielt, muß man schon ordentlich vorhalten, damit man überhaupt mal trifft, und bei Leuten aus den USA kann man gleich wieder ausloggen, weil man sonst nämlich den Moonwalk tanzt. Mit Leuten aus dem gleichen Land ist es nicht ganz so schlimm, aber auch hier versauen Abstürze und abreißende Verbindungen einem die Lust auf mehr.

Ich denke, ich werde mir nochmal Bulletstorm zulegen und auf ein paar lustige Online-Runden mit kametyken hinarbeiten. Da hab ich nämlich im Großen und Ganzen alles, was God Mode gerne sein möchte - bunt, verrückt und Oldschool.