Um mich ein klein wenig aufzumuntern, hat Dani tatsächlich die Notfallfinanzen angeknabbert und mir eine PS4 bewilligt. Das beste Preis-/Leistungsverhältnis gab’s mit dem “PS4 Triple Pack”, welches Killzone Shadow Fall, Knack und Infamous Second Son dabeihatte. Außerdem, was will ich mit dem “The Last Of Us Remastert”-Paket? Ich hab TLoU bereits für die PS3, und auch auf der Konsole hat es mich nicht wirklich von den Füßen geholt. Klar, schön filmreif inszeniert, aber am Ende ein leidlich hakeliger Mammut-Schlauchlevel mit massiven Film-Ambitionen. Und erwähnte ich “Hollywood”? Zu wenig Spiel für meinen Geschmack.

Anyway, das soll jetzt nicht ausufern. Da wegen des anstehenden Umzugs bis auf die PS3 alle andere Konsolen schon in Kartons bei der Schwiegermama stehen, hatte ich genug Platz, den erstaunlich schweren Plastik-Klotz anzuschließen. Strom, HDMI, Controller-Ladekabel, fertig.

Was mir gleich etwas unangenehm auffiel, war das vollständige Fehlen jeglicher physikalischer Knöpfe. Ohne einen Blick in die Schnellstart-Anleitung hätte ich bis heute keinen Plan, wo ich meinen Finger hätte hintun müssen. Nix gegen flottes Design, aber das war eher unnötig.

Positiv überrascht hat mich dann allerdings der Controller. Das Ding liegt phänomenal in meinen großen Baggerschaufeln, wiegt recht wenig und ist, im Gegensatz zum Gefummel auf der Vita, sehr angenehm zu bedienen. Dank der jetzt leicht nach oben gestülpten Analogstick-Oberseiten fühlt man sich fast wie an einem Xbox-Controller. Etwas enervierend ist die recht klein dimensionierte Batterie. Selbst mit runtergedimmtem Licht hält die vielleicht zwei Tage, bevor der Controller wieder an die Schnur muß. Andereseits sitze ich ja eh nah an der Glotze, da stört das Kabel wenig bis gar nicht.

Nachdem ich endlich den Einschalt-Punkt gefunden hatte, ging’s auch ratzfatz durch’s Setup. Sehr schön: Ähnlich wie bei der Vita fand sich nach dem Einloggen in’s PSN eine Handvoll Spiele in meiner Bibliothek, die ich durch den Erwerb einer entsprechenden Vita- oder PS3-Lizenz für die PS4 bekommen habe. Sehr fair.

Das Dashboard ist sehr simpel und elegant. Ganz “oben” gibt’s die Systemfunktionen wie den PSN-Store, Optionen, Profileinstellungen, Trophies etc. Sehr angenehm war das intuitive Party-System. Als langjähriger Xboxer fühlt man sich irgendwie heimisch. Mit zwei, drei Klicks hat man seine Freunde zum Chatten eingeladen. Eine Zeile tiefer befindet sich die Spiele- und App-Bibliothek. Im Grunde fast wie der alte XMB, nur diesmal waagerecht. Ich hab keine Ahnung, wie kompliziert das in drei, vier Jahren zu navigieren ist, aber mit der übersichtlichen Zahl an Spielen, die derzeit auf meiner PS4 installiert sind, ist das recht flink und übersichtlich.

Das mitgelieferte PS4-”Headset” ist merkwürdig, aber funktional. Die Audioqualität ist etwas schlechter als das 360-Standardheadset, aber für den In-Game-Chat langt’s allemal. Mich gruselt es nur davor, das Ding versehentlich zu verschlampen - mehr als ein hauchdünnes Kabel mit einem Ohrknubbel und einem Winz-Mikro isses nicht.

Na schön. Lange genug um den heißen Brei rumgeredet. Die Spiele.

Knack, in Kurzform, ist … mäßig. Schön bunt, unkompliziert, aber es fühlt sich vom Spielerischen wie ein PSOne-Launchtitel an. Klar, die Partikel fliegen nur so durch die Gegend und dem kleinen Hauptcharakter zuzugucken, wie er durch’s Schrottsammeln immer größer wird ist für fünf Minuten ganz cool, aber mehr als “rein in den Raum, alles verkloppen, was drin ist, nach Geheimnissen suchen und wieder raus aus dem Raum” isses nicht. Keine Ahnung, wie lang das Spiel ist, aber ich habe nach einer knappen Stunde ausgemacht und tu’ mich schwer damit, es wieder in die Konsole zu schieben.

Killzone ist ein Ego-Shooter und holt optisch schon etwas mehr aus der Konsole raus. Die Levels sind ziemlich groß und die Weitsicht ist beeindruckent. Aber auch hier gibt’s eigentlich nur Bekanntes. Ich, meine Knarre und jede Menge Fieslinge, dazu die Stimme im Ohr, die mich von A nach B scheucht. Es knallt, es fetzt, es gibt wohl sowas wie eine Story, aber neu oder atemberaubend ist das nicht. Fast wie Killzone 3, nur zur Abwechslung nicht in grau/grau, sondern in schön bunt. Auch nicht verkehrt.

Von den drei Beigabe-Spielen ist Infamous: Second Son klar mein Liebling. Mit dem ersten Infamous haben Sucker Punch einen echten Knaller gelandet, der zweite war okay, wenn auch etwas zerfahren, und der Next-Gen-Einstand ist zwar gelegentlich etwas gimmick-lastig (hallo, Graffitti), macht aber ähnlich Spaß wie die Vorgänger. Hier läßt die PS4 auch gelegentlich ihre Muskeln spielen - einige der Vistas sind schon verdammt schick, und die ganzen Spiegelungen in den Fenstern sind auch nicht ohne. Was mich richtig umgehauen hätte, wäre mehr Zerstörbarkeit. Man kann vereinzelte Wachtürme oder Trennwende zerlegen, aber mit der Art von Feuerkraft, wie sie der Hauptchara in Infamous hat, müßte es auf einer so hochgezüchteten Konsole mehr Echtzeit-Kaputtbarkeiten geben.

Und dann wäre da noch Watch_Dogs. Einer der Gründe (neben Destiny), warum ich mir die PS4 überhaupt zulegen wollte. Optisch fällt es hinter Second Son zurück (wenn auch nur knapp), dafür bietet es die größere Spielwelt und so unglaublich viel zu tun. Ich hab jetzt gute zehn Stunden reingesteckt und vielleicht nur vier oder fünf Missionen der Hauptstory gespielt. Den Rest der Zeit hab ich damit verbracht, durch Chicago zu tingeln, virtuelle Space Invaders abzuschießen oder die böse Big Brother-Infrastruktur lahmzulegen. Und Spider Tank. Ganz viel Spider-Tank. Ich LIEBE Spider-Tank :)

Trotz aller Begeisterung muß ich allerdings weitermeckern. Rein spielerisch macht sich die höhere Hardware-Power nicht bemerkbar. Die Grafik ist einen Tacken schärfer, es läuft alles etwas weicher und schneller (vor allem im Dashboard!), aber die Spielprinzipien sind immer noch der gleiche Action-Allerlei-Käse wie auf der PS3/360. Und die größte Verarsche? Warum kosten die Spiele jetzt bitte ‘nen Zehner mehr? Von den Mörderpreisen im PSN-Store (NFS Rivals für 60 Euro? Ohne Handbuch, Disc oder Hülle? HABT IHR SIE NOCH ALLE?) ganz zu schweigen.

Ich hoffe, das renkt sich in den kommenden Monaten noch etwas ein. Den Mehrwert sehe ich nämlich nicht wirklich.