Heute: Driveclub

Die Geschichte von Driveclub ist eine Geschichte voller Verzögerungen und Fehlschlägen. Zuerst als Launchtitel für die PS4 angekündigt, bekamen die Evolution Studios noch ein Jahr Zeit, um ihr Baby aufzumotzen. Und nach jeder Menge vollmundiger Ankündigungen ist das Spiel nun da.

Um mal den Werbe-Blabla zu zitieren, den man für Driveclub auf Metacritic oder anderen Spiele-Sites zu lesen bekommt:

“Driveclub ist ein Next-Generation, sozial vernetztes Rennspiel…”

Im Moment ist Driveclub eine reine Singleplayer-Sache, und das mit der “Next Generation” glaube ich auch nicht ganz. Aber eins nach dem anderen.

Wie so viele aktuelle Spiele ist Driveclub auch always-on, nur haben sich Sony und die Evolution Studios wohl um mehrere Dezimalstellen verrechnet, als es darum ging, Serverkapazitäten zu schaffen. Der Launch kam, und nix ging mehr. Oder um präziser zu sein: Fast nix geht.

Man kann die Singleplayer-Events fahren (und das Fahrmodell ist sogar recht spaßig), aber der ganze Social-Network-Klimbim geht eben nicht. Was aber wirklich ärgerlich ist: Ohne Server auch kein Multiplayer. Eine einfache Peer-to-peer-Notfalllösung, wie sie bei so ziemlich allen Xbox360-Spielen vorhanden ist, fehlt komplett.

Mal ehrlich: Haben die Evolution-Studios die letzten 24 Monate unter einem Stein gelebt? Spontan fallen mir drei hochkarätige Titel ein, die alle always-on waren (oder noch sind) und die einen mehr als bescheidenen Start hingelegt haben. Sim City von EA, Diablo 3 von Blizzard und Destiny von ActiBlizzard. Mittlerweile müßte doch die Formel zum Errechnen von Server-Kapazitäten allgemein so lauten:

“Egal was du geplant hast - für den Launch bitte verdoppeln und 10% extra, just in case.”

Abgesehen von den ganzen Server-Eigenheiten ist Driveclub ein erstaunlich old-schooliger Racer. Oder “bare bones”, um’s mal ein wenig giftiger zu verpacken. Keine Replays? Kein Tuning? Keine individuell gestaltbaren Lackierungen (”Wähle deinen Paintjob” ist soooo 2002!)? Kein physikalisch anspruchsvolles Schadensmodell? Selbst das “Wetter”, angeblich einer der Gründe, warum das Spiel vertagt wurde, macht sich nicht großartig bemerkbar. Es gibt zwar verschiedene Ausleuchtungen und Wolkenformationen, aber Regen/Hagel/Schnee? Das konnte Project Gotham 4 um Längen besser, und das war von 2007. Generell frage ich mich, was an der optischen Seite von Driveclub Next-Gen sein soll. Klar, die Autos sind recht hübsch, ungefähr so wie die Autovista-Kisten aus Forza 4, mit leckeren Spiegelungen auf dem Lack. Aber auf der Strecke fallen selbst mir Sehbeschädigten auf, daß Streckenobjekte oder gegnerische Autos mitunter heftig in’s Bild poppen, die Zuschauer am Wegesrand sind potthäßlich und haben bestenfalls zweistellige Polygon-Mengen verbaut und vor lauter Gegenlicht sehe ich an manchen Ecken nix. Und der Technik-Geek in mir mosert eh über die auf 30fps beschränkte Bildwiderholfrequenz. Ich dachte, wir haben hier fette Hardware unter dem Fernseher stehen? Entweder hakts an der Optimierung oder die Konsolen sind doch nicht so der letzte Schrei. Ich warte immer noch auf den absoluten Quantensprung in Sachen Optik, wie damals von der ersten Playstation zur PS2 z.B.

Aber was soll man machen? Für die PS4 ist die Auswahl an Rennspielen dürftig, um’s mal milde zu formulieren. Man kann nur hoffen, daß Sony ihren Entwicklern heftig in den Popo treten und bald auch die zweite Hälfte von Driveclub, nämlich die ganze Sache mit den Clubs, spielbar ist.