Ich hab lange gegrübelt, ob ich meinen Senf zum PS4-Reveal geben sollte. Im Großen und Ganzen kam, was ich erwartet hatte - viel Corp-Blabla, ein paar handfeste Informationen und kaum Spiele, die mich reizen. Aber ein Feature hat mich dann doch bewogen, den Kuli anzuspitzen und ein paar Worte in den Äther zu husten.

Die Hardware - wenn sie denn tatsächlich so beim Endkunden ankommt wie auf der Konferenz angekündigt - ist schonmal echt heftig. Ein dicker Achtkern-Prozessor, Spezial-Grafikchip, dazu eimerweise Speicher und natürlich die mittlerweile als nicht mehr wegzudenkende Festplatte versprechen ungefähr die Power eines aktuellen Gaming-PC. Ohne den Ballast eines ressourcenhungrigen Betriebssystems und mit ein wenig Programmier-Know-How dürften die PS4-Spiele grafisch zumindest alles wegbomben, was derzeit für Konsolen zu haben ist.

Und was gibt’s an der Spiele-Front zu vermelden? Aus der ganzen Präsentation hat für mich nur ein Spiel aufhorchen lassen, und das war Drive Club. Aber nicht wegen der Gameplay-Ankündigungen, sondern wegen der Frage, ob die Evolution Studios ein gescheites Fahrverhalten auf die Räder stellen können. Der Rest war im Großen und Ganzen nichts Besonderes (obwohl mir die Ankündigung, daß Blizzard Diablo III auf die PS3 und PS4 bringen wollen, doch einen dezent hysterischen Lachkrampf entlockt hat). Was nützt die tollste Hardware, wenn die Spiele der gleiche Kram sind wie bisher auch? Call Of Duty Modern Warfare 23, Battlefield 9, Assassin’s Creed Prohibition - alles schön und gut, aber nicht gerade weltbewegend.

Aber auch die eher mäßig aufregenden Spielankündigungen sind nicht der Grund, warum ich hier einen Wolf tippe. Wie der Titel schon vermuten läßt, frage ich mich, warum so viele Ressourcen auf das Streaming-Gedöns verbraten werden. Ich muß meine Gameplay-Sessions nicht in Realzeit in’s Internet blasen. Ich muß nicht jeden erledigten Gegner twittern und ich fühle mich ein wenig unwohl dabei, daß mir jederzeit jemand aus der Freundesliste über die virtuelle Schulter spicken kann, wenn ich eigentlich nur gerade beim nächsten Dead Or Alive unter Kasumi’s Röckchen fotografieren will. Mag ja sein, daß die heutige Generation Zocker alles lets-played, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, aber ICH brauch das nicht. Anstelle dessen hätte ich gerne eine vernünftige Abwärtskompatibilität gehabt. Aber so, wie die Dinge derzeit stehen, wird’s die wohl nicht geben. Stattdessen will Sony “irgendwann” mal jeden PS1-, PS2- und PS3-Titel per Cloud-Streaming verfügbar machen. Und was mache ich bitte mit den knapp 30 Spielen, die in meinem Schrank stehen? Einstampfen? Ich werde sie mir sicherlich nicht nochmal kaufen, danke schön.

A propos “stream”: Die Ideen dahinter klingen ja faszinierend, aber hat eigentlich mal jemand darüber nachgedacht, ob der Otto-Normalzocker das auch benutzen kann? Klar, wr haben in einigen Ecken schon mehr als 50Mbit Downstream, aber ohne vernünftige, lagfreie Upsream-Kapazitäten ist diese ganze “alles aus der Cloud”-Fantasterei einfach nicht durchführbar. Was nützt mir ein gestreamtes God Of War 3, wenn meine Button-Inputs genau dann ankommen, sobald Kratos in den Abgrund stürzt?

Immerhin soll die PS4 es noch erlauben, jederzeit offline zu gehen und darüber hinaus auch gebrauchte oder geliehene Spiele abzuspielen. Zwei gute Nachrichten. Und auch physikalische Datenträger sind wohl noch drin. Der Gedanke eines rein digitalen, nur über Downloads bestückbaren Spielegeräts mag ja für ein Tablet oder den/die/das Ouya interessant sein, aber ich bevorzuge meine Spiele immer noch auf Datenträgern, damit ich die auch in 20 Jahren noch zocken kann, unabhängig von eventuellen Server-Ausfällen.

Was bleibt also? Tolle Hardware und einige merkwürdige System-Entscheidungen. Aber ein vielversprechender Auftakt zur nächsten Runde des Konsolenkriegs isses alle mal, denn jetzt muß Microsoft nachziehen. Und DA mach ich mir echt Sorgen.

Kinect 2.0? Wirklich? Och nööööööööööööö…