Besonders, wenn der Amtsschimmel wiehert.

Aber eins nach dem anderen. Wie der eine oder andere bestimmt mitbekommen hat, werden Dani und ich in Kürze umziehen (oder sind es bereits, je nachdem, wann das hier über Eure Bildschirme flimmert). Wir sind vor neun Jahren nach Köln gezogen, in der Hoffnung, daß “Große Stadt = bessere Jobsituation” ist. Tja, dem ist offensichtlich nicht so, denn in der Großstadt wird man als Sehbeschödigter mit einem läppischen Fachinformatiker-Abschluß anno 2000 genauso beschissen behandelt wie auf dem Land. Anyway, unsere Wohnung, ganze 57qm, war nie als längerfristige Behausung gedacht, da die Zimmer merkwürdig geschnitten und mit viel zu vielen Fenstern verbaut sind. Kein Platz für Schränke, eine Mini-Küche, in der man zu zweit Platzangst bekommt und erwähnte ich bereits die komisch geschnittenen Räume? Deswegen haben wir neulich endlich Nägeln mit Köpfen gemacht und dank eines glücklichen Zufalls eine Wohnung gefunden, die nicht nur satte 20qm größer, sondern auch nur ‘nen knappen Hunderter teurer ist als unsere bisherige. Und das ist in Köln so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto.

Mit ein wenig gut Zureden haben wir die Herrschaften im Jobcenter dann auch davon überzeugen können, uns den Umzug zu genehmigen. Als Hartz-IV-Empfänger ist man in diesem Punkt dem Amt auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, aber die Beweislage war zu unseren Gunsten und unsere neue Wohnung liegt souverän in dem vom Gesetz vorgeschriebenen Preisrahmen. Bei Bedarf übernimmt das Amt sogar den Umzug, was angesichts der Tatsache, daß man als Hartz-IV-Empfänger kein nennenswertes Privatvermögen besitzen darf, natürlich ungemein hilft.

Und jetzt kommen wir zum wirklich spannenden Teil dieser Saga. Die Sachbearbeiterin, die uns bei diesem Vorhaben betreuen sollte, hat selbiges nicht wirklich effizient getan. Zum Beispiel fiel kein Wort über die Bearbeitungszeit für besagte Übernahme des Umzugs. Damit der nämlich über die Bühne gehen kann, mussten wir drei Kostenvoranschläge von Umzugsunternehmen beibringen, die a) natürlich nicht zu teuer und b) gewillt sind, durch die Reifen der Bürokratie zu hüpfen. Also fröhlich das Internetz durchforstet, all die Umzugs-Unternehmer rausfiltern, die halbwegs seriös rüberkommen (z.B. IMMER darauf achten, daß es eine UNVERBINDLICHE Begehung vorneweg gibt! Und natürlich alles, alles schriftlich vorkauen lassen). Von den zwei Handvoll, die wir angeschrieben haben, meldeten sich vier, mit dreien von denen vereinbarten wir für Anfang Juli die Begehungen.

Zwischenzeitlich mußten wir uns noch um einige andere Sachen kümmern, was schlußendlich dazu führte, daß wir die Kostenvoranschläge am 25. 7. beim Jobcenter eingereicht habe. Wir hatten drei Stück dabei, einen über knapp 2100€, einen über 1700€ und einen über 1400€. Man hatte uns bereits im Vorfeld mehrfach darauf hingewiesen, daß man “auf jeden Fall” den günstigsten der drei nehmen wird, was uns ganz gut gepaßt hat, denn der Begeher war sehr kompetent, gründlich und vor allem sehr freundlich und hilfsbereit. Allerdings würde keines der Unternehmen ohne die schriftliche Genehmigung des Jobcenters tätig werden. Daher war Eile geboten.

Wie gesagt, wir sind also am 25. 7. beim Arbeitsamt aufgeschlagen, mit einem dicken Umschlag voller Papierkram und einem netten Anschreiben an unsere Sachbearbeiterin, daß wir zum 1.9. gerne umziehen würden und um zügige Bearbeitung bitten. Der Mann am Empfang versicherte uns, daß das auch pronto erledigt würde, das sollte in etwa einer oder zwei Wochen gegessen sein.

Eine Woche verging und wir haben nix vom Amt gehört. In der zweiten Woche, immerhin schon die erste August-Woche, drei Wochen bis Tag X, wurden wir etwas nervös. Also flugs im Jobcenter angerufen und festgestellt, daß man nicht mehr persönlich mit seinem Sachbearbeiter telefonieren kann/darf/soll. Die nette Dame im Kundencenter lieferte uns dann den ersten Schock. Die Dokumente seien zwar im Haus, aber wo genau konnte sie uns nicht sagen, sie würde sich aber wieder melden. Zwei Tage später und kein Anruf, also sind wir wieder aktiv geworden. Eigentlich hatten wir gar keinen Kopf für sowas, da es unserer Katze ziemlich mies ging, aber es half ja nix. Diesmal waren die Dokumente in der entsprechenden Abteilung, aber angeguckt, geschweige denn bearbeitet hatte da keiner was, man würde sich aber mit uns in Verbindung setzen.

Darauf wollten wir es nicht ankommen lassen. Am Freitag, 8. August, sind wir also in aller Herrgottsfrühe los zum Jobcenter und wollte mal persönlich nachfragen, was zum Henker denn da bitte los ist. Wir haben also eine Nummer gezogen, uns die Hintern plattgesessen, bis wir endlich aufpingt wurden und erklärten der latent genervten Dame unser Leid. Die telefonierte dann auch mit jemandem in der Leistungsabteilung und entließ uns mit den Worten “der kümmert sich sofort darum, sie sollten entweder heute abend oder Montag von uns hören.” Ein wenig erleichtert gings wieder zurück nach Hause, nur um am Wochenende unsere Katze zu beerdigen.

Montag kam und ging, und kein Mucks vom Jobcenter. Wir haben denen sogar noch Dienstag und Mittwoch gegeben, immerhin sind’s ja Beamte und die brauchen immer länger. Aber als auch am Donnerstag morgen weder das Telefon geschrillt hatte noch ein Umschlag in der Post war, sind wir (mittlerweile zwischen stinksauer und Cthulhu-mäßig angehauchtem Wahnsinn pendelnd) NOCHMAL zum Amt georgelt. Gleiche Kiste: Nummer ziehen, Arsch plattsitzen, der netten Dame am Schreibtisch unser Leid klagen, wieder Standardfloskeln zu hören kriegen. Nur haben wir diesmal darauf bestanden, daß wir bitte mit jemandem reden dürfen, der was zu sagen hat. Und siehe da, nach noch mehr Warterei saßen wir einem sehr ernsten Mann gegenüber, dem wir ebenfalls unsere Odyssee schildern durften. Auch er versicherte uns, daß die Sache zügig bearbeitet werden wird und das wir in der Woche drauf was hören würden.

Nägel kauend und die zweite todkranke Katze in unserem Bekanntenkreis betrauernd warteten wir notgedrungen darauf, daß sich vielleicht irgendwo die Sterne in die richtige Konstellation schieben würden. Und siehe da, zwei Tage NACH dem vereinbarten Termin flatterte uns ein Brief in’s Haus.

Während wir brav die Mätzchen des Amtes mitgemacht haben, standen wir mit dem günstigsten der drei Umzugs-Unternehmer in ständigem Kontakt, haben Termine ausgehandelt, Details gefeilt, im Primzip schon alles dingfest gemacht. Es fehlte nur das schriftliche “OK” des Jobcenters, um die Kiste in’s Rollen zu bringen.

Nun, die schriftliche Zustimmung hatten wir ENDLICH, knappe drei Wochen, nachdem man uns eine “zügige” Bearbeitung versichert hatte, nachdem wir von den freundlichen, aber planlosen Damen am Telefon immer wieder vertröstet wurden, ENDLICH in der Tasche.

Sehr geehrter Herr Beast,

Ihrem Wunsch nach Umzug wird hiermit stattgegeben. Das Jobcenter zahlt ihnen Umzugskosten in Höhe von

1700€


WHAT THE FUCK? Ich meine, normalerweise sollte man sich ja freuen, daß das notorisch pingelige Jobcenter mal mehr Kohle springen läßt als sonst, aber das war ein organisatorischer Clusterfuck hoch zehn.

Ein kurzer Rückruf beim Jobcenter brachte auch keine Klarheit. “Es ist eigentlich üblich, den Günstigsten zu nehmen,” hieß es.
“Und warum hier nicht?” war unsere, leicht säuerliche Frage
“Öhm… Keine Ahnung. Und jetzt?”

Spätestens hier hätte ich gerne den Passierschein A38 verlangt.

Aber getreu dem Motto “Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende” haben wir nochmal die Kurve gekratzt. Das Umzugsunternehmen #2 hatte uns mehr oder weniger bereits vergessen, und nur ein wenig hektisches hin-und-her-Telefonieren konnte uns noch einen Termin in unserem Zeitfenster sichern. Der günstigste Umzieher war - nicht wirklich verwunderlich - extrem angefressen. Aber jetzt sind die Kisten gepackt, so ziemlich alles verstaut und übermorgen geht’s los.

Nicht, daß längere Sendepausen hier was Seltenes wären, aber bis ich in der neuen Wohnung wieder Internetz habe, dürfte es erstmal recht still werden. Bis denne!