Erstaunlich, was unangenehme Behördengänge, die nicht unangenehm enden, doch für Folgen haben. Nach dem gefühlten 10. Besuch bei unserer (Anti)Arbeitsamt-Sachbearbeiterin in diesem Quartal sind Dani und meine Wenigkeit in der Stadt ein wenig herumgebummelt und - der irrigen Annahme folgend, daß Sondermann es schon hat - Beast hat sich den aktuellen SmackDown-vs.-Raw-Teil (2011) zugelegt. Gab’s bei Saturn für schon fast fanfreundliche 55 Tacken. Zum Vergleich - das Wii-Goldeneye soll da 50€ kosten, mit Classic Controller in Gold (bling!) sogar fast 80… Nee, dann lieber ein paar verschwitzte Wrestler über den Bildschirm scheuchen.

Ich dachte ja bisher, EA wären die Faulpelze der Sportspiel-Programmierer, aber THQ beweisen mir regelmäßig das Gegenteil. Es würde mich nicht wundern, wenn ich im Quelltext des In-Ring-Codes nicht viele gleiche Segmente wie in SvR 2007 finden würde. Also bei den Kämpfen (fast) alles beim Alten. Muß ja nicht schlecht sein. Ich fand die Umstellung auf getrennte Block-Knöpfe im 09er nicht wirklich zwingend, aber mit der Zeit gewöhnt man sich tatsächlich dran. Woran ich mich allerdings etwas schwerer gewöhnen kann, ist der Wegfall des “Strong Grapple Modifiers” - also keine Taste mehr, über die man in Kombination mit dem rechten Stick die krachenden Suplexes abrufen kann - das passiert jetzt, wenn man genug Schwung drauf hat. Mag ja sein, daß das der Dynamik eines “echten” Wrestling-Matches näherkommt, aber dafür geht doch einiges von der Move-Vielfalt verloren, da man jetzt pro Situation auf nur vier anstelle von bis zu acht Moves beschränkt ist. Naja, seis drum. Ebenfalls weggefallen ist die Option, erreichte Finisher “aufzuheben”. Siehe oben. Macht zwar in Sachen “Authenzität” (sp?) Sinn, ist nur blöd, wenn man dank der langen Animationen beim Aufstehen etc. grade mal wieder nicht dazu kommt, den mühsam errungenen Finisher durchzuziehen. Und wenn man schon den Code zurechtstutzt, warum hat man dann nicht auch der KI beigebracht, in Tag-Matches zumindest HIN UND WIEDER mal die Füße stillzuhalten? Aber nein, sobald in einem Tag-Match ein Pin von mir angesetzt wird, hab ich sofort den inaktiven Partner der Gegenseite an der Backe, der mich aus dem Pin haut. Und wehe, es kommt zu einem 6-Mann-Tag. Argh. Dann läuft das nämlich so ab: Fulgor der Zerstörer schickt Ted Dibiase mit einer Powerbomb auf die Matte, rennt in die Ecke, wo R-Truth rumhängt, kloppt R-Truth von der Matte, will Ted pinnen, ist bei “TWO” angekommen und bekommt einen Stiefel von R-Truth in’s Genick. Und das gibt’s ja leider schon seit dem aller-, allerersten Smackdown. Argh.

Aber genug gemotzt. Im Großen und Ganzen macht es trotz allem einen Heidenspaß, mit seinem selbstgebastelten Wrestler fröhlich die bekannten und unbekannten WWE-Nasen zu verbeulen. Insbesondere deshalb, weil THQ sich dieses Jahr eine neckische Lösung des “wie motiviere ich die Spieler über längere Zeit im Offline-Modus”-Problems einfallen haben lassen.
Natürlich gibt’s nach wie vor liebgewonnene Dinge wie den Exhibition- und Road-To-Wrestlemania-Modus (der jetzt auf Wrestling-Rollenspiel light getrimmt wurde, komplett mit Erfahrungspunkten und Attributs-Aufleveln - I kid you not!), nein, das Highlight heißt dieses Jahr “WWE Universe”.

Und jetzt wird’s genial, liebe Freunde der Ganzkörper-Ertüchtigung. “WWE Universe” verhält sich wie eine Mischung aus GM- und klassischem Karriere-Modus. Das Spiel generiert, abhängig von Match-Resultaten, eine Fight Card. Die ist allerdings nur begrenzt in Stein gemeißelt (man muß schon Anwärter auf einen Titel sein, um z.B. seinen CaW in ein Titelmatch zu stecken) und der Spieler kann jederzeit eingreifen, Paarungen oder ganze Matchtypen kippen. So habe ich damit angefangen, mir einen neckischen Wrestler zu basteln. Fulgor der Barbar. Super-Heavyweight, 6 Fuß 10, 300 Pfund. Der perfekte Schwiegersohn. Versteht sich besonders darauf, den Kopf des Gegners möglichst brachial durch die Kulissen zu bröseln. Und natürlich ist Fulgor am Anfang ein absoluter Niemand. Da ich ja früher auch gerne Wrestling im TV gesehen habe (als das noch jenseits von Premiere/Sky stattfand) weiß ich, daß Nobodies erstmal ein paar Wochen/Monate durch Squash Matches warmgekocht werden. Also hab ich die ersten zwei, drei Stunden meiner Karriere damit bestritten, den guten Fulgor den Anheizer bei RAW machen zu lassen. Immer schön den ersten Slot auf der Card belegt. Und plötzlich lese ich im Newsticker: “Fulgor & Ted DiBiase are now enemies”. Kein Wunder, hab ich den guten Ted bei einem von mir angesetzten “First Blood Match” ordentlich durch den Ring gedroschen und auch böse angekratzt. Aber damit nicht genug. Da Fulgor ein gut trainierter Knochenverbieger ist (und die KI selbst auf “Normal” recht brav agiert), hat mir das Spiel plötzlich noch mehr Gegner vorgesetzt. Zuerst wurden aus den üblichen One-On-Ones Handicap-Matches, und nach einem besonders spaßigen One-On-Two gegen R-Truth und Kozlov kam Mr. McMahon rein und meinte sinngemäß: “Nix da mit Match-Ende, du hast noch einen Gegner!” - und schwupps, hatte ich, schon leicht lädiert, einen top-motivierten Zack Ryder an der Backe. Sehr humorig - und als ich dann, wieder etwas später, plötzlich in einem “Championship Scramble” mit Cena, Triple H, Edge und Jericho im Ring stand, wußte ich, daß das hier ganz, ganz großes Wrestling-Kino wird. Zu blöd, daß Fulgor es nicht geschafft hat, den guten Cena um seinen Titel zu erleichtern. Aber was jetzt nicht ist, kann ja noch werden. Und das grandiose daran ist: Ab einem gewissen Punkt mußte ich nicht mehr großartig in die Fight Cards eingreifen, das hat ein cleverer Algorithmus hinter den Kulissen für mich erledigt. Sozusagen der große, böse Dungeon Master der WWE.

Noch kurz zwei Takte zum Bastelstudio und online. Online hab ich nix angestellt, dafür hatte ich vor lauter WWE Universe keine Zeit. Die Bastel-Ecke ist umfangreich wie eh und je, allerdings finde ich die Selektion der Kleidungsstücke recht eingeschränkt. Klar, es gibt Designs und Logos (und einen Malkasten), aber die klassischen Fellstiefel oder -hosen sind leider in keinem Kleiderschrank zu finden. (Hatten die von der Legion Of Doom nicht Fellhosen an?!). Kann natürlich sein, daß mit fortschreitendem Spielverlauf noch Zeug freigeschaltet wird, aber GRADE die Bits für den CaW-Modus wegzusperren ist genau so blöd, wie in einem Musikspiel die Setlist erst freispielen zu müssen.

Besonders geil: Die Import-Funktion für Einmarsch-Musik. Gesegnet seien die, die den kompletten Backkatalog der WWE im Regal haben. Ich behelfe mich für Fulgor’s Einmarsch hiermit.