Zuerst zwei aus der Hüfte geschossene Musiktips:

Zum einen hätten wir da Carpark North, die wie eine dreckige Romanze zwischen Muse und a-ha klingen. Angenehm unaufgeregt, aber grandios. Und das genaue Gegenteil nennt sich System Divide, eine - mal vorsichtig formuliert - avantgardistische Version des im Metal gerne bemühten “Beauty and the Beast (nein, nicht ich)”-Gesangsstils. Sehr modern, sehr anstrengend, aber irgendwie extrem geil.

Ansonsten möchte ich hier die Gelegenheit nutzen, die werte Leserschaft auf die “Gruselkabinett”-Hörspielserie von Titania Medien aufmerksam zu machen. Im “Gruselkabinett” landen klassische Gruselgeschichten der Weltliteratur, die liebevoll in Hörspielform inszeniert werden, vom “Freischütz” über “Dracula” bis hin zu Klassikern wie “Der Fall Charles Dexter Ward”. Die Serie verzichtet im Gegensatz zu z.B. John Sinclair auf ein Effektgewitter und lebt primär von seiner atmosphärischen Musik und der fantastischen Leistung der Sprecher. Und hier wird, wie auch bei Gabriel Burns oder John Sinclair, nicht mit bekannten oder markanten Stimmen gespart. Sehr gut gefällt mir außerdem, daß hier nicht auf Teufel komm raus versucht wird, die Stücke an die Moderne anzupassen - es wird mitunter herrlich archaisch geradebrechtet. Bisher haben wir die Teile eins bis siebenundzwanzig, und bis auf die erste Hälfte von “Das Bildnis des Dorian Grey” haben wir noch keine wirklich schwache Folge erlebt. Des weiteren ist die Auswahl der Geschichten absolut tadellos, neben den zu erwartenden Highlights wie eben den auf drei Folgen ausgewalzten “Dracula” oder eben “Charles Dexter Ward” gibt’s auch reichlich eher Unbekanntes, das man als Grusel-Fan so nicht erwartet hätte, z.B. “Der Werwolf” von Dumas oder “Das Amulett Der Mumie” von Bram Stoker. Für Hörspiel-Fans absolut unumgänglich, für Grusel-Fans sei aber noch hinzugefügt, daß sich das Gruseln eher in Grenzen hält. Die übliche Sinclair-Folge bietet mehr Nervenkitzel, und gegen einen Caine können die Altmeister in Sachen Effektfeuerwerk oder Gore-Gehalt natürlich nicht anstinken, was aber auch nicht wirklich weh tut. Dafür bekommt man Klassiker der (Grusel)Literatur gut verdaulich präsentiert, und das hat auch was.