Ich bin ja eigentlich kein Freund von Games On Demand. Klar, für Arcade-Titel hab ich was übrig, aber “große” Spiele kaufe ich mir lieber als DVD - immerhin möchte ich, daß die nächste Konsolen-Generation unabhängig von Server-Laufzeiten und Online-Anbindungen funktioniert, und zuviel digital distributiertes Gedöns sendet nur die falschen Signale an die Erbsenzähler in den Chefetagen. Aber kurz vor Silvester hatte ich ein dringendes Bedürfnis nach CPU-Keile, und sowohl DOA4 als auch Tekken 6 haben, außer ein paar netten Schauwerten, leider nicht so knallhart überzeugt, wie ich es mir von einem guten Prügelspiel erwarte. Also habe ich klein beigegeben und mir Virtua Fighter 5 vom XBL Marketplace gezogen. Und wow, bin ich begeistert. Dafür, daß es sich hierbei um einen Beinahe-Launchtitel handelt, sieht es erstmal spitzenmäßig aus, und die grandiose Spielmechanik eines VF4 Evo ist ebenfalls noch gegeben. Und im Gegensatz zu vielen anderen Prüglern kann man bei VF sein eigenes Tempo anschlagen und auch gerne mal defensiv kämpfen, was vor allem in den höheren Schwierigkeitsgraden Sinn macht. Dann fühlt sich VF nämlich weniger wie ein wüstes Gedresche und Combo-Fest an, sondern fast wie ein echter Kampf, in dem man darauf wartet, daß der Gegner einen Fehler macht, den man dann mit einer blitzschnellen Kombination ausnutzen kann. Hier trifft das Credo “alles ist block- und konterbar” tatsächlich zu - und sogar die normalerweise nervigen Finalstages im Arcade-Modus sind hier mit ein wenig Geduld und Timing zu lösen - ein einfaches Punch-Spamming wie z.B. gegen den Endgegner von Tekken 6 bringt hier nix.

Das eigentliche Highlight allerdings ist der sogenannte “Quest”-Modus. Die Idee gibt’s schon seit VF4 - man spielt sozusagen ein “Metagame”, in dem man nicht einen In-Game-Charakter, sondern einen tatsächlichen Zocker verkörpert, der mit seinem VF-Charakter auf einer Speicherkarte verschiedene Arcades abklappert und einen Gegner nach dem anderen abfrühstückt. Das klingt im ersten Moment unglaublich dröge und langweilig, wird aber dadurch aufgewertet, daß man um Ränge, Kohle und Items spielt. Und der ewig lockende Win Streak ist natürlich auch ein nicht zu verachtender Motivator. Interessant zu sehen ist übrigens, wie Tekken 6 versucht hat, genau dieses Konzept abzukupfern, nur um komplett daran zu scheitern. Klar, bei Tekken 6 kann man die Charaktere KOMPLETT umkrempeln und neu gestalten, wohingegen die VF5-Athleten “nur” diverse Alternativkostüme und etwas Schnickschnack zum Ankleiden haben, aber wenigstens wird man bei VF nicht dazu gezwungen, ab einem gewissen Punkt online weiterzuleveln. Oh, man KANN online leveln, aber das wird seperat nachgehalten. Der Quest-Modus ist definitv das Highlight von Virtua Fighter 5, denn bis man wirklich jeden möglichen Rivalen, jedes Item und jedes Turnier gesehen hat, wird einiges an Zeit in’s Land gehen.

Noch ein Wort zum Arcade-Modus: Es gibt keine Abspann-Filme, dadurch ist der Arcade-Modus nur für den kurzen Zock zwischendurch oder zum Kennenlernen der Charaktere gut.

Zum Online-Modus gibt’s nicht viel zu sagen, außer: Er tut, was er tun soll, und das Lag ist minimal, selbst mit einem japanischen Gegner konnte ich mich messen, ohne daß es unspielbar geruckelt hätte.

Also ein rundum gutes Paket und für Prügelfans natürlich eine Empfehlung. Es ist nicht ganz so “flashy” wie Soul Calibur oder Tekken, hat aber einfach das bessere Gesamtpaket.