Tja, ich und meine große Klappe. Immerhin hab ich noch vollmundig im Jahresrückblick getönt, daß ja nix unglaublich Spannendes mehr passieren wird. Blöd nur, daß ich die Rechnung ohne Microsoft gemacht habe.

Seit gestern ist nämlich das aktuelle Dashboard-Update auf die Menschheit losgelassen worden, und Leute, was für eine Grütze ist das denn bitte geworden? Hat man in Redmond blinde Bonobos zu Interface-Designern befördert? Einfach mal Bedienelemente-Würfeln gespielt?

Wie auch immer diese Abscheulichkeit zustande gekommen ist - für Menschen wurde das Ding offensichtlich nicht geplant. Die Leiste mit den Kanälen am oberen Bildschirmrand ist so ziemlich das Erste und Letzte, was da noch Sinn macht. Danach kommt nämlich ein Durcheinander an Klötzchenfenstern, die alle wunderschön bunt und teilweise sogar animiert sind, aber kaum Rückschlüsse zulassen, was jetzt eigentlich dahinter parkt.

Außerdem sollte man meinen, daß die Größe der Bedienelemente ihrer Wichtigkeit entspricht. Aber auf der Startseite gibt’s erstmal ein riesiges Panel, auf dem fröhlich irgendwelche (Werbe)Einblendungen von MS und Konsorten zu sehen sind. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man das fast schon verschämt in der Ecke versteckte Symbol für die DVD-Lade und die Liste der zuletzt gespielten Spiele. Das zieht sich wie ein grüner Faden durch die gesamte Benutzerverwirrung. Überall große bunte Bildchen, und die wichtigen Sachen sind schwer bis gar nicht zu finden. Und wenn man sich dann mal bis in die Spiele-Bibliothek durchgeblättert hat, wird man mit einer ewig langen und NICHT MEHR FILTERBAREN Liste seiner Spiele totgeschlagen. Übersicht geht anders.

Deswegen mein Tip: Einfach mal den Guide-Button drücken und freuen - denn die dort versteckte Benutzerführung ist bis auf ein, zwei Änderungen mit der letzten Revision des Dashboard identisch.

Warum ich bis jetzt nix zu den Features gesagt habe? Naja, bis auf dieses “Beacon”-Gedöns und die Option für Cloud-Speicherung hab ich nix gesehen, was jetzt überragend neu wäre. Gut, wir können jetzt (theoretisch, so ein Abo vorhanden ist) Sky über die Box gucken und angeblich soll es “diesen Winter” auch YouTube-Integration geben - aber wer braucht das in Zeiten von internetfähigen Kühlschränken und Fernsehern, von Tablets oder Handhelds als Surf-Stations ganz zu schweigen?

Und ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Kinect-Benutzer jetzt massive Vorteile dem Controller-User gegenüber hat. Ach ja, Kinect-Benutzer sollen das Dashboard ja jetzt komplett per Stimme steuern können. Prima, aber warum kann ich das nicht mit meinem Mikro am Headset? Wäre das SO eine große Aufgabe gewesen, einen alternativen Input-Interrupt anzulegen?

Was solls. Das nächste Dashboard kommt bestimmt, und ich gebe dieser Grütze 6 Monate, bis jemand in Redmond feststellt, daß bunte Bildchen kein Ersatz für ein ausgeklügeltes Bedienkonzept sind.