Thema heute: Ace Combat Assault Horizon

Ich habe die sehr zwiespältigen Rezensionen gelesen. Ich habe Trailer angeguckt. Ich habe mich über das “Call Of Duty mit Flügeln” aufgeregt. Und ich hab’s mir trotzdem geholt. Hauptsächlich in der Annahme, daß Project Aces bisher noch kein wirklich schlechtes Spiel herausgebracht haben. (Ace Combat 3 mal ausgeklammert, aber das komplette Weglassen aller Cutscenes und Zerstückeln des Spiels hat wohl eher Namco an sich verbrochen)

Nachdem ich an zwei Nachmittagen die Kampagne durchgezockt habe (zur Spielzeit später mehr), muß ich sagen, daß das Spiel kein kompletter Beinbruch ist, aber auch nicht in die Hohen vorstößt, in denen Ace Combat 4 oder 6 zu finden sind.

An der Technik liegts nicht, auch wenn die Charaktere diesen typischen “Actionfiguren”-Look haben. Das juckt aber nicht wirklich, denn die Luftkämpfe sind einfach herrlich anzusehen, die Explosionen wirken erheblich fieser als bisher und da mal wieder mit Satellitendaten gearbeitet wurde, wirken die Echtwelt-Locations wie Miami, Dubai oder Moskau wirklich glaubwürdig. Dazu eine flotte Musik- und Sounduntermalung, und auf der Technik-Front gibt’s keine Beschwerden.

Nein, es ist eher das gesamte Paket aus Story und Spielmechanik, welches mir Unbehagen bereitet. Die Story ist schnell und spoilerfrei erzählt. Ein russischer Geheimagent hat auf dem Balkan seine Frau in einem fehlgeleiteten US-Bombardement verloren und setzt einen massiven Racheplan in die Tat um, in dem es eine Superbombe, eine Komplett-Invasion der kompletten ehemaligen UdSSR und einen Sturmangriff auf Washington gibt. Totaler Bockmist eigentlich. Was das Spiel - zum ersten Mal meines Wissens nach - hinbekommt, ist dieses aus “Wing Commander” oder Fliegerfilmen wie “Top Gun” bekannte Mitfühlen mit den Piloten in der Flugstaffel, die hier tatsächlich (papierdünne) Persönlichkeiten haben. Aber der Autor muß bei der Konzeption der Story aus dem gleichen Tütchen genascht haben, wie derjenige, der das Script für H.A.W.X. gebastelt hat.

Die reinen Flug-Missionen sind auch recht gut geworden, aber sobald andere Vehikel als Überschalljets im Spiel sind, wird’s nervig. Zum ersten Mal in einem Ace-Combat-Spiel darf man nämlich nicht nur Kampfjäger, sondern auch Hubschrauber fliegen. Und eine “CoD-hat’s-vorgemacht”-AC130-Gunship-Mission gibt’s auch. Und die ist der absolute Tiefpunkt des Spiels. Man bedient in einer AC130 über einen flackernden Schwarz-Weiß-Monitor die Bordgeschütze und bekommt die Aufgabe, per Nachtsicht Infanterie, Bodenfahrzeuge oder befestigte Stellungen unter Feuer zu nehmen und dabei verbündete Truppen zu beschützen. Nur: Wenn man nicht innerhalb eines verflucht engen Zeitfensters sämtliche, nur durch ein pixelgroßes Rauchfähnchen angedeutete Mörserstellungen zerbröselt, heißt’s “Game Over” und man darf den ganzen Kram nochmal machen. Supernervig.

Etwas weniger nervig, aber immer noch in der Kategorie “total überflüssig”: Zwei Missionen, in denen man als Schütze in der Tür eines Blackhawk-Hubschraubers steht und mit einer Gatling-Kanone auf böse Terroristen ballert. Wer hat denn den Rail-Shooter in mein Ace Combat getan?

DIe eigentlichen Chopper-Missionen (gottlob auch nur zwei an der Zahl) sind mal eine nette Abwechslung, aber vieeeeeel zu lang. Und durch die Tatsache, daß in der Standard-Ansicht fast 75% des Bildschirms vom Chopper eingenommen werden, unnötig unübersichtlich.

Aber auch im Cockpit der Kampfjets ist nicht alles eitel Sonnenschein. Es GIBT Licht, in Form einer wirklich gut aufspielenden, aggressiven KI, die einem oftmals einen Heidenschrecken einjagt, wenn plötzlich zwei Jets an einem kleben. Aber: Um Ace Combat etwas extremer, wilder, auch für die CoD-Fanbase ansprechender zu machen, hat sich Project Aces einfallen lassen, daß man doch die Dogfights durch kleine Skriptsequenzen aufwerten könnte. So schaltet man jetzt in der Nähe eines Ziels in den “Dogfight-Modus” und donnert gefühlte zwei Handbreit hinter dem Gegner her und versucht, ihn mit einem gezielten Schuß einer Rakete oder MG-Dauerfeuer aus dem Himmel zu blasen, während der Jet quasi auf Autopilot fliegt und man nur die Waffenkontrolle bedient. Wäre das nur eine Option, würde mich das in keinster Weise stören, denn es wertet die Luftkämpfe optisch durchaus auf, wenn man durch die Häuserschluchten von Dubai donnert und dann einen Gegner in seine Einzelteile zerlegt. Blöderweise kam dann jemand auf den Trichter, daß man das doch wunderbar als Aufhänger für WAHNSINNIG SPEKTAKULÄRE Bossfights nutzen könnte. Viele Gegner im Spiel, also Staffelführer oder eben die letzten beiden Bosse, sind nur durch diese Dogfight-Skriptshows zu erledigen. Und wehe. man verliert einen von denen aus dem Zielkreis (weil die sich natürlich nicht einfach abschießen lassen) oder wird durch einen der vielen herumdüsenden Gegner erwischt. Game Over, nochmal auf Anfang.

A propos “Missionen”: Im Gegensatz zu früheren Ace-Combat-Teilen gehen sämtliche Missionen mehr oder weniger fließend ineinander über. Verstärkt natürlich das “Mittendrin”-Flair, aber mal eben eine Mission spielen und dann ausmachen ist nicht wirklich drin. Außerdem gibt’s ein sehr restriktives Autosave-System.

Ungelogen - wäre ich nicht so oft aus irgendwelchen vorgeskripteten Verfolgungsjagden gefallen oder hätte die Fieslinge auch einfach auf die klassische “LockOn-Peng-Kaputt”-Variante abschießen dürfen, ich wäre in unter fünf Stunden durch das Spiel geheizt. So kann ich locker noch mal drei Stunden draufpacken, die mir graue Haare und einen erhöhten Frustpegel beschert haben.

Ich werde morgen noch kurz in den Multiplayer reingucken, aber im Gegensatz zu Ace 6, welches ich jetzt fünf- oder sechsmal durchgespielt habe, wird das wahrscheinlich recht bald im Regal versumpfen, denn den Frust im Singleplayer will ich mir nicht nochmal antun.