Nach Happy Wars hat es also wieder mal ein sogenanntes “Free-To-Play”-Spiel auf die Xbox geschafft. Diesmal mit der bluttriefenden “Spartacus”-Lizenz. Ich hab die TV-Serie nicht großartig verfolgt, aber meines Wissens nach ist das ein ähnliches Ding wie “Song of Ice & Fire”, also viel Blut, viel Sex, viel Drama. Fein. Und da der Client tatsächlich für umme zu haben ist, gleich mal angetestet.

Die Grundidee ist eigentlich verlockend. Man mimt den Chef eines Gladiatorenstalls (eines sogenannten “Ludus”) und muß seine Truppe zur Top-Adresse für blutige Schaukämpfe machen. Und wie macht man das? Blöde Frage: Gegner lynchen, Kohle scheffeln, ausrüsten und noch mehr Gegner lynchen.

Der Kern dieses Spiels ist ein leidlich spaßiges Prügelspiel, so ähnlich wie Soul Calibur in blutig oder Bushido Blade für Noobs. Es gibt einen ganzen Sack verschiedener Kampfstile (Schwert und Schild, 2x Schwert, Hammer, 2x Dolch, Speer und Schild, Zweihandschwerter etc.), alle mit verschiedenen Reichweiten, Geschwindigkeiten und Movelisten. Die Grundidee ist ziemlich fein, denn durch die Vielzahl an Kampfstilen könnten die Duelle eigentlich schön abwechslungsreich sein. Nur: Wo bei einem Prügler wie Soul Calibur oder auch Bushido Blade viel vom Können des Spielers abhängt, verlegt Spartacus Legends den Fokus klar auf die Werte der Ausrüstung. Egal wie gut du als Spieler auch sein magst, wenn du nicht bis zum Maximum aufgerüstet bist, ist es egal wie oft du deinem Gegner ausweichen kannst - er muß dich nur einmal treffen, und die KI hat leider nur zwei Kampfmodi - entweder Punching Bag oder totales Killermonster, zwischen denen sie ziemlich willkürlich hin- und herschaltet. Ich bin schon von einem Gegner, der wesentlich schlechter ausgerüstet war als ich komplett vermöbelt worden, weil ich in einer Endloskombo festgehangen habe. Egal wie viel ich geblockt, gerollt oder pariert ich habe, es hat herzlich wenig genützt. Und ich habe unwissentlich einen Gegner, der WEIT über meiner Wertung gelegen hat, durch puren Zufall ausgeklopft. Er ist mir regelrecht in die Ausfälle gerannt und war binnen weniger Momente hinüber.

Und da haben wir auch schon das größte Problem bei Spartacus Legends: Das Kampfsystem ist einfach zu unpräzise und vermittelt einem nicht das Gefühl, Herr der Lage zu sein. Attacken ziehen an einem vorbei und werden trotzdem als Treffer gewertet. Animationen, die wie Treffer aussehen, werden nicht als solche gewertet. Es ist nicht immer klar, warum ich mit meinen beiden kleinen Dolchen langsamer bin als der fette Nubier mit seinem Zweihand-Hammer.

Und dann gibt’s natürlich noch die klassischen F2P-Frechheiten. Am Anfang hat man in seinem Ludus Platz für einen Gladiator, und das Spiel drückt einem Schwert-und-Schild-Knaben aufs Auge. Und fünf Kämpfe später gibt’s ein Event, in dem man einen Doppel-Dolch-Krieger braucht? Natürlich kann man gegen erspielte In-Game-Währung einen neuen Stallplatz und einen neuen Gladiator erstehen, aber das muß doch nicht sein. Und die Ausrüstung wird sauschnell sau-teuer. Hat das erste Schwert noch 140 Silber gekostet, war das zweite schon 260, das dritte 600+ und das vierte 2000+ wert. Und es stellt sich relativ schnell heraus, daß die Gear, die man gerade mühsam freigeschaltet hat, zwei bis drei Klassen unter dem ist, was die Gegner auffahren. Natürlich kann man auch deren Kram benutzen, dafür will man aber Echtgeld sehen. Und das wird richtig schnell richtig teuer. Ein Schwert kostet dann mal drei bis fünf Gold, wobei 50 Gold 400 MSP entsprechen, was wiederum knappe sechs Euro sind.

Zum Schluß sei noch erwähnt, daß der Solo-Modus leider nicht viel hermacht. Es läuft eigentlich auf “klappere einen Kampf nach dem anderen ab, rüste deinen Gladiator auf, verhau einen Boss und dann wieder von vorne”. Nur: Es gibt keine beeindruckenden Zwischensequenzen, die die Story vorantreiben. Es gibt auch keine Story, die vorangetrieben wird. Man grindet und grindet und gibt hoffentlich viel Geld aus, aber passieren tut da nix.

Nee, wenn ich schon halbnackten Männer beim Kloppen zugucken möchte (oder gar mit ihnen spielen will), nehm ich einfach ein WWE-Wrestling-Spiel. Das kostet mich einmalig ein paar Euros und dann nie wieder. Spartacus wird jetzt an die Löwen verfüttert. Guten Appetit!